Völliger Durchzug

Leicht angeschlagen und etwas schlapp, schleppen sich Sven und ich uns nun schon seit einer Woche herum. Er mit einem für ihn ungewohnten Teint von Weißbier mit Spucke und ich wie ein ramponierter Zombie, der schon mal bessere Zeiten erlebt hat. Kein Wunder, dass wir diesen Anblick unseren fleißigen Bauarbeitern ersparen wollten und die letzten Tage nicht ganz so regelmäßig zu unserer Cascina geschaut haben. Denn schließlich soll der Trupp ja hurtig weiterarbeiten, nicht in Schockstarre geraten und somit unseren tollen Baufortschritt gefährden. Und dieser Fortschritt hat es wirklich in sich, wie wir heute feststellen konnten.

Nicht nur, dass unser komplettes Haus über keine Fenster mehr verfügt, auch alle Fensterläden wurden abmontiert. Das Ergebnis von außen mutet sowohl ungewohnt als auch sehr nackt an. Während es von innen vor allem eines ist: Extrem zugig und vor allem irre HELL! Bei dieser Erkenntnisse konnten selbst unsere schwachen gedoxten Körper nur noch eines, nämlich einen kleinen Freudentanz aufführen. Genau danach hatten wir uns nach unserer zwar sehr schicken, aber leider auch etwas dunklen Berliner Altbauwohnung lange gesehnt. Check – also an dieser Stelle schon mal alles richtig gemacht.

Aber damit nicht genug! Unser Bauteam bestehend aus Bau-Alessandro, seinem Papa, Christiano und Lorenzo haben uns weitere erhellende Aussichten geschenkt. Wo vor einer Woche im dritten Stock noch Mauern und ein Badezimmer war, ist nun nur noch eine einzelne große Fläche. Irre, dass wir in dieser Etage vor gerade mal 6 Wochen noch jeden Tag saßen und arbeiteten. Und auch in den anderen Stockwerken und Zimmern hat sich einiges getan, denn wir haben bis auf den dritten Stock und in einem Zimmer im zweiten Stock nun überall verlegten Estrich und – ganz wichtig – die Vormontage für unsere Lüftungsschächte. Ihr seht: Durchzug ist auch an dieser Stelle das beherrschende Motto.

Und so geht es in unserem kleinen bescheidenen Häuschen mit großen Schritten voran und wir nähern uns zielsicher dem nächsten spannenden Bauabschnitt: dem Setzen der Mauern. Auch wenn wir unseren Grundriss ja nicht wirklich ändern, so müssen dennoch einige wichtige Mauerarbeiten erledigt werden. Und auf diese freuen wir uns auch schon etwas länger, denn ab diesem Zeitpunkt geht es zackig in Richtung Verputzen, Fenster einsetzen und Elektrik/Sanitär und für mich endlich in meinen absoluten Lieblingspart – das Interiordesign. Dazu gibt es natürlich bald ganz viel zu zeigen und auch zu sagen, denn wie sollte es anders sein… unser Konzept mit Moodboard, Color Scheme und allem zugehörigen Pipapo steht natürlich. Um das zu realisieren wird sicherlich noch das ein oder andere Mäuerchen und ein Minimum an Durchzug nötig sein.