Interior

Platz der Kontemplation

05/02/2023

Exakt ein Jahr ist es nun her, dass sich unser bescheidenes Heim im Zustand eines kahlen Rohbaus befand. Eine der Räume, die diesen Status bis zuletzt standhaft verweigert haben, war eine der beiden vorhandenen Küchen im ersten Stock. Klar, es gab an allen Ecken und Enden genug zu tun, aber ich vermute mal schwer, dass selbst unsere fleißigen Bauarbeiter nur mäßig Lust auf die mühevolle Entfernung der Boden- und Wandfliesen hatten! Rasch war nämlich klar: Der verwendete Beton hat es in sich und weist leichte Tendenzen eines Kryptonit-Brockens auf. Von der kompletten Entfernung des Estrichs war daher schnell keine Rede mehr, denn der Aufwand wäre immens gewesen… das klitzekleine Problem an der Sache: Wir hatten eine Fußbodenheizung geplant und gleichzeitig aber eine italienische Bauverordnung, die eine Mindest-Raumhöhe von 2,70 m mit nur wenig Toleranz vorschreibt. Aber was wäre eine Renovierung ohne diese „schönen“ Überraschungen?! Gefühlte 100 Stunden an Diskussionen später und der nicht unerheblichen Information unsererseits, dass in diesen Raum eine Art „Gäste-Suite“ entstehen soll war der Entschluss gefasst: Der Kryptonit-Boden bleibt, die Fußbodenheizung kommt wie geplant und wir sind mutig und gehen das Risiko der Raumhöhe ein. Und tatataaaa – unser Plan ist letztlich aufgegangen!

Der Rest war ab diesem Zeitpunkt dann auch Mütze und fast schon kontemplative Arbeit – mehr oder weniger… 🙂 Sowohl unser schickes Gäste-Wohnzimmer als auch das von dort aus begehbare blaue Gäste-Schlafzimmer waren ratzifatzi renoviert und die ersten fertigen Zimmer in unserem italienischen Zuhause. Lediglich ein bisschen Dekokram hat bis vor kurzem noch gefehlt wie beispielsweise unsere neue schöne Trockenblumenwand oder die beiden pinken Bilder.

Summa summarum ist ein Zimmer herausgekommen, dass wie wir mittlerweile auch, „waschechtes Vintage“ ist. Unser ehemaliger Agentur Flat-TV hat ebenso Platz gefunden wie unser tolles Muuto-Regal oder der grüne Teppich aus Berlin. Der absolute Star in unserem Gäste-Wohnzimmer ist jedoch die 70er-Jahre Couch der Pias (also unserer Hausvorbesitzer). Allerdings hat das gute Stück durchaus die ein oder andere partnerschaftliche Diskussion zwischen Sven und mir ausgelöst. Nicht nur, dass mein Liebster den Sitz- und Liegekomfort stark bezweifelte, der Geruch dieses Möbelstücks war zugegebenermaßen SEHR „vintage“. Ums deutlich auf den Punkt zu bringen: Es hat gestunken wie Iltis und zwar nach einem etwas längeren Ableben.

Aber hey, wozu gibt es schließlich Essigreiniger sowie Teppich- und Sofareiniger? Wild entschlossen und mit jeder Menge Elan habe ich mich also rangemacht und unser Seventies-Möbelstück von seiner strengen olfaktorischen Eigenschaft befreit. Nur einige Liter Essigessenzmischung später, hat unsere Gästecouch dann tatsächlich wieder leuchtend grün gestrahlt und frischen, sauber Geruch versprüht. Unsere Besucher dürfen sich seitdem über einen hübschen, wohlduftenden sowie ruhigen Rückzugsort freuen und dort einfach mal die Seele baumeln lassen. Eine kleine Buchauswahl, ein paar Kerzchen für die Gemütlichkeit und unser Flat- und Apple-TV lässt genügend Spielraum für die gewünschte Kontemplation. Oder wie man auch hier zu sagen pflegt für »La dolce Vita«!

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