Drumherum

Restlos ausgeliefert.

05/11/2021

In den letzten Wochen war es ja etwas ruhig hier, dies lag allerdings nicht unbedingt daran, dass es nichts zu berichten gab. Ganz im Gegenteil hinter uns liegen ganz schön ereignisreiche Wochen.

Man sagt ja „Willst Du Gott zum lachen bringe, dann mache einen Plan“. Ein kleines bisschen trifft das in den letzten Wochen auch auf uns zu. Perche siamo tedesci, haben wir alles voll durchgeplant:

  1. Juli: Hauskauf
  2. August: Einzug
  3. September: Start mit den Bauarbeiten
  4. Oktober: Lieferung unserer Sachen aus Berlin
  5. November: Küche, Schlafzimmer, Bad und Teile des Wohnzimmers sind fertig

Ich kann die Spötter unter euch schon richtig hören, die da sagen: Das ist doch kein Plan. Aber hey, fast 20% der Planung hat geklappt, und man soll sich ja auch über die kleinen Dinge freuen. Was aus dem Hauskauf, dem Einzug, dem Baubeginn und dem Abschluss der ersten Räume geworden ist, könnt ihr ja in den anderen Artikeln lesen. Aber diese Woche gab es endlich mal wieder Grund zu Freude: Unsere Sachen aus Berlin sind eingetroffen. Und das sogar fast ohne jegliche Probleme :-).

Aber fangen wir von Anfang an.

Bisher hatten sich unsere Erfahrungen mit Umzügen ja eher darauf begrenzt von der einen Straße in die Andere oder von der Einen in die andere deutsche Stadt zu ziehen. Den Anhänger voll laden und dann 15 mal hin- und herfahren war diesmal leider keine Option.

Nachdem wir bei Mirj’s Eltern und deren Umzug nach Spanien schon einiges von möglichen Problemen mit Möbelspeditionen mitbekommen hatten, wussten wir also ganz genau worauf wir achten mussten. Ein paar Termine und eingeholte Angebote später, haben wir uns für die Firma Borkowski in Berlin entschieden. (Kleine Zwischen-Anmerkung: Das gute an unserer Beziehung ist, dass wir alle Entscheidungen einstimmig treffen. Manchmal entscheiden wir uns beide für eine Sache und manchmal eben nur mit einer Stimme – meistens dann Mirj’s … auch wenn sie das bestimmt leugnet. :))) In diesem speziellen Fall haben wir uns jedoch tatsächlich beide gerne für diese Firma entschieden – und das mit einem wirklich guten Gefühl. Denn klaro: Ein Umzug in Pandemiezeiten und über mehr als drei Ländergrenzen hinweg, ist dann halt doch was anderes – da sollte das Bauchgefühl auch stimmen.

Das Abenteuer beginnt.

Und so stand pünktlich am 30. April um 8 Uhr vor unserer Wohnung der Umzugs-LKw. Nachdem, wie in Berlin üblich, die Autos die im Halteverbot standen, abgeschleppt wurden, haben die Jungs von Borkowski schnelle und gute Arbeit geliefert. Innerhalb von 6 Stunden war unsere Wohnung, der Keller, das Büro und der dazugehörige Bürokeller in zwei großen Containern verladen. Und so waren wir auch überglücklich, alles planmäßig geschafft zu haben und vor allem eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Indem wir beschlossen hatten, die beiden Container mit unserem gesamten Hab und Gut die nächsten Monate bei der Spedition in Berlin einzulagern, waren wir nicht nur superflexibel in der Wahl unseres neuen Domizils, sondern auch bestens für den Transport nach Italien gewappnet. Denn das Praktische an so einer Container-Einlagerung ist ja, dass die Container mit dem ganzen eingelagerten Kram nach Bedarf – also nach unserer Rechnung so in zwei, drei Monaten – dann einfach wieder auf den LKW aufgeladen wird und nach Italien transportiert wird. Soweit der Plan.

Brrrrrrrr … fa freddo!

Überraschenderweise ist der Temperaturunterschied im Oktober zwischen dem Piemont und Berlin deutlich, aber auch wieder nicht so deutlich, dass man den ganzen Tag mit kurzen Hosen und T-Shirt rumlaufen kann. Also klar, kann man schon, aber man friert halt dann einfach. Und zumindest für Mirj war und ist das keine besonders schöne Aussicht (und eigentlich auch für mich nicht) und daher müssen wir umdisponieren.

Nun, der ursprünglich Plan sah ja vor, dass wir die Sachen dann in Oktober in unserem neuen Haus einlagern. Platz genug haben wir ja. Aber wie sagt man so schön? Pustekuchen! Nix wars! Das Haus ist noch nicht ganz fertig (eine leicht euphemistische Beschreibung für: Das UNESCO-Landschaftskomitee hat auf unsere Pläne noch nicht geantwortet, die Baugenehmigung liegt noch nicht vor und die Bauarbeiten haben noch nicht begonnen.) und zunächst muss unser Haus fast komplett leer gemacht werden, damit die Damen und Herren Bauarbeiter auch schön vor sich hin werkeln können. Na gut, dachten wir, dann beißen wir halt in den sauren Apfel und mieten uns ein Selfstorage.

Hahahahahahahahahahahahahahahahah

Gott

Klar, das Piemont, die Heimat des Selfstorage… In einer Gegend in der eigentlich kein einziger Mensch, außer Städtern – die der Meinung sind, das sie ein bisschen in die Natur ziehen wollen – Platzmangel hat. Die perfekte Gegend für ein Selfstorage! Das läuft bestimmt ähnlich gut, wie ein Sandkastenverleih in der Wüste. Manchmal fragen wir uns schon selber, wie man so naiv sein kann, aber die Antwort lautet im Zweifelsfall dann meist: Perché siamo tedeschi, e veniamo da Berlino.

Gut, dann mieten wir uns halt was in Turin oder Alessandria, dachten wir uns … und klar wenn es keine Konkurrenz gibt, sind die Preise auch einen Tick höher. Ähem…also ungefähr doppelt so hoch.

Rettung naht

Nachdem wir uns die ersten Angebote eingeholt hatten und Mirj sich schon gedanklich mit Shorts durch den Schnee stapfen sah, waren unsere Freunde Christi und Flori mal wieder fleißig und haben ihr gesammeltes Netzwerk aktiviert und für uns eine tolle, trockene Lagermöglichkeit gefunden. Bezahlbar, nur 3 Kilometer entfernt und mit ausreichend viel Platz.

Juhuuuuuu. Wir können also loslegen und unser Zeug kann ENDLICH kommen.

Da laut Aussage der Firma Borkowski unsere Container auf Abruf sind, sollte es – so hieß es zumindest bei Vertragsabschluss – lediglich ca. 3 bis 4 Wochen dauern bis wir dann alles in Italien haben können. Perfekt. Lager gemietet zum 15. Oktober und Ende Oktober ist dann alles da. Ein Traum. Seht ihr – es ist eben doch gut einen Plan zu haben.

Restlos ausgeliefert

Das wirklich Gute, wenn man sich für zuverlässige Partner entscheidet, ist, dass es einfach keine bösen Überraschungen gibt. Schon nach dem dritten Anruf und der zweiten Mail, hat uns dann auch unser freundlicher Ansprechpartner zurückgerufen.

Ihr könnt euch die Freude in unseren Gesichtern vorstellen, als wir dann hörten „Dieses Jahr noch? Pah, keine Chance. Im Moment ziehen so viele Leute um, wir sind voll. Das können Sie daher aber mal völlig vergessen. Vielleicht nächstes Jahr im März oder April. Zudem wäre das ohnehin eine Solofahrt nach Italien, weil wir wieder leer nach Deutschland zurückfahren müssen… und das wird auf alle Fälle nochmal 5.000 Euro zusätzlich kosten.“

Unsere Begeisterung war kaum in Worte zu fassen. Das mussten wir dann doch erstmal sacken lassen! Was nun? Tausende von Euro mehr bezahlen, weil man einfach keine andere Wahl hat oder monatelang auf die Sachen warten?! Nun ja, so richtig verlockend klang das alles nicht.

Irgendwie fühlten wir uns ganz schön verarscht, erpresst und restlos ausgeliefert. Gar kein gutes Gefühl. Und mit etwas kühlerem Kopf stellten wir uns die Frage: Liegt die nicht vorhandene Kapazität an einem Mangel an LKW-Fahrern oder an nicht vorhandenen Möbelpackern? Denn zur Not könnten wir das Zeug ja auch einfach selber auspacken… Da wir uns ohnehin darauf geeinigt hatten, dass unser Ansprechpartner nach alternativen Partnerspeditionen schauen soll und wir uns dann nochmals besprechen, konnten wir diese Option dann auch nochmals in Ruhe durchdenken.

Schnäppchen

Die nächste Woche begann und der heiß erwartete Anruf kam dann natürlich auch nicht wie versprochen am Montagm sondern am Dienstag. Aber endlich mal eine gute Nachricht: „Für einen Aufpreis von 8.900 € könnte die Lieferung dann schon Mitte bis Ende November erfolgen“. Wir konnten unser Glück kaum fassen!

Unser Hinweis, dass wir die Entladung der Container auch selber übernehmen könnten, brachte dann aber letztlich doch noch eine bezahlbare Lösung ans Tageslicht, jedoch mit 1.400 € Aufpreis. Nicht schön, aber das beste Angebot bisher. Okay. Damit können wir leben. Ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem. Aber eine Sache ist tatsächlich gut: Die Lieferung kann in der ersten Novemberwoche erfolgen.

Okay. Trotz Aufpreis. Wir sind glücklich.

Restlos ausgeliefert

„Der LKW fährt am Sonntag den 31.10. los und ist dann am Dienstag Vormittag bei euch.“, lautete nach unserem offiziellen Go denn auch die Nachricht von unserem Borkowski-Ansprechpartner. Na endlich! Ein Termin und wir können unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Pläne machen!

Team organisiert. Kunden informiert. Alles vorbereitet. Große Freude.

Noch ein paar Telefonate am Freitag mit der Spedition geführt, alles im Plan. Jetzt geht’s los.

Wir schreiben Montag, den 1. November. Das gute an Berlin für Arbeitgeber ist ja, dass es kein Bundesland in Deutschland gibt, das weniger Feiertage hat. Das schlechte an Berlin ist, das Unternehmen oft vergessen, dass Feiertag in anderen Bundesländern ist. So auch in unserem Fall. Ab Thüringen ist am 1.11. Allerheiligen und somit herrscht ein striktes LKW-Fahrverbot. Übrigens auch in Österreich und Italien. Solche Unwichtigkeiten kann man als Spedition aber natürlich auch schon mal übersehen.

Am Dienstag erreicht uns dann eine weitere Hiobsbotschaft „Der LKW darf nicht durch Österreich fahren. Denn seit dem 1.1.2021 dürfen nur noch LKWs mit der Euro-Norm 5 durch die Alpenrepublik zuckeln.“

Für uns heißt das: Keine Möbel am Dienstag. Für den LKW bedeutet das: Ein Zugfahrt die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön.

Und so ruft am späten Nachmittag der LKW-Fahrer an und teilt uns mit, dass er am Mittwoch endlich eintreffen wird. Tataaa: Pünktlich um 10 Uhr traf der LKW da. Pünktlich um 12 Uhr waren unser Sachen restlos ausgeliefert.

Na, das ging ja mal alles glatt. Jetzt sind nur noch 60 % des Plans offen.

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