Im Großen und Ganzen ist unser kleines Häuschen ja ganz nett geworden, aber mit einem Raum bin ich mir nicht wirklich sicher. Wahrscheinlich hätte mir »mein« Zimmer vor neun Monaten noch sehr gut gefallen und hätte trotz meiner eher androgynen Art eine gewisse, in Ansätzen vorhandene maskuline Ader, unterstrichen. Leider ist in der Zwischenzeit viel passiert und ich bekenne mich jetzt offen zu meiner, für viele bereits früher ganz offensichtlich erkennbare Seite, als lesbische 18-jährige Trans-Frau aus Berlin-Marzahn. Eigentlich fühle ich mich ja wie 15, aber aus rechtlichen Gründen verheimliche ich offiziell mein gefühltes Alter, damit Mirj keine Schwierigkeiten bekommt. Ihr könnt mich übrigens Kloodia-Schantall nennen.
Wenn Ihr jetzt einen Blick auf die Bilder werft, werdet Ihr sehen, dass »mein« Zimmer eher wie eine wahr gewordene patriarchische Lusthöhle mit ganz coolem Design aus den späten 60ern rüberkommt. Klar, meine altes Ich hätte das Zimmer fantastisch gefunden. Maskuline Farben, Leder und alte Möbel – wow! Aber mir als Teenagerin … mir fehlt einfach ein bisschen Rosa. Aber anstatt Rosa und irgendwelchem verspielten Schnickschnack, den Teenager in meinem Alter halt gerne an den Wänden haben, hängt bei mir ein kleines phallisches Symbol in Form eines Kaktusses. Und das ist auch noch beleuchtet!!! Ich weiß wirklich nicht, was Mirj sich dabei gedacht hat. Zusätzlich dann noch diese Säulen und diese kleine afrikanische Statue … Ich befinde mich hier wirklich in einer »phallustren« Gesellschaft
Das Schlimmste ist allerdings, dass, wenn ich aus dem Fenster schaue …. muss ich auf dieses kleine pittoreske Dorf blicken und Gott kann mir die ganze Zeit vom Kirchturm aus in mein Zimmer sehen. Ich weiß nicht, dieses ganze Grün, die Sonne, die freundlichen Menschen, der tolle Ausblick … Ich vermisse Marzahn (auch wenn ich nur Trans-Marzahnerin bin und dort nie gewohnt habe).
Aber mal ernsthaft: Was für ein geiles Zimmer! Was für ein cooles Design! Wie in einem schicken Design Hotel nur zum Wohlfühlen.
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