Garten

Eine kleine Rechenaufgabe

09/10/2021

8.30 Uhr morgens. Samstag. Für landwirtschaftliche Tätigkeiten ja eigentlich schon etwas spät, aber wir sind schnell. Wir sind gut. Wir haben einen Plan. Wir kriegen heute alles hin, was wir uns vornehmen. Nachdem die letzten Tage ja ein wenig arbeitsreich waren, steht heute Gartenarbeit auf dem Programm. Mit einem Lächeln im Gesicht starten wir in den Tag. Im Haus können wir gerade außer warten nicht viel machen, also bereiten wir heute unseren Garten vor. Wir säen erst mal ein kleines bisschen Rasen, damit wir eine Basis für alles Weitere haben.

Hier unser Plan für den Tag:

  1. Den Boden rechen.
  2. Den Rasen säen.
  3. Den Boden walzen.
  4. Wässern

Vier Punkte – das sollte ja nun wirklich kein Problem sein!

In den letzten Tagen haben wir alles, was wir brauchen zusammengekauft und sind nun bestens vorbereitet. Mit zwei stabilen Rechen ausgestattet, starten wir mit Punkt 1. Es ist knapp 9.30 Uhr und wir sind sehr gut im Zeitplan. Unser Outfit ist perfekt. Wir sehen ein klein wenig wie Zoolander in der Kohlenmine aus, oder zumindest so, wie sich Menschen aus der Stadt andere Menschen auf dem Land vorstellen, die auf dem Feld arbeiten. Karl Lagerfeld hätte bestimmt seine Freude.

Christi unser Super-Helfer hatte vor zwei Tagen noch geschätzt, dass man insgesamt einen vollen Tag zum Rechen braucht. Wir haben uns damals noch angesehen und fanden, dass er echt übertreibt! Das bisschen Garten ist doch wohl überhaupt kein Problem! Hier bitte dieses Video im Hintergrund laufen lassen und zu dieser Melodie weiterlesen… 🙂

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9.35 Uhr der Rechen sticht in den Boden. Scheiße ist das hart! Wir haben uns 1.000 Videos angesehen, wie man den Boden vorbereitet, aber in keinem Video haben wir einen Boden gesehen, der durch den Regen der letzten Woche eine so herrlich betonharte lehmige Oberfläche hat. Aber kein Problem! Geht doch gut voran. Schon eine Stunde später haben wir die ersten 20 qm fertig. Das ist toll. Kurz im Kopf hochgerechnet: 2.000 qm Garten (einen Teil lassen wir frei, weil da ja die Bauarbeiter dann noch hin müssen) geteilt durch 20 macht 100 Stunden. Wenn es so gut weitergeht wie bisher, sind wir schon um 109:30 Uhr fertig. Also alles im Plan.

Weitere 60 Minuten später: Es geht auf 11:30 Uhr zu. Wir nehmen Fahrt auf. Wir haben schon die ersten 60 qm. Mist, das lässt sich jetzt nicht so gut rechnen, irgendwas mit 33,20 Stunden. Super. Dann sind wir ja rechtzeitig zum Essen um 42:50 Uhr fertig.

13:30 Uhr top. Es läuft super. Die Arbeit macht so richtig viel Spaß. Und der Körper tut nur ein klein wenig weh. Irgendwie ist heute echt viel Verkehr auf der kleinen Straße vor dem Haus. Wir gehen gerade mal davon aus, dass mindestens jeder Dorfbewohner sich einmal die bescheuerten Städter aus Berlin angesehen hat. Das Gute ist: Unser Italienisch reicht bei Weitem nicht aus, um zu verstehen was sie sagen. Leider können wir es uns trotzdem denken…

Jetzt kommt auch noch der Hunger. Na gut, körperliche Arbeit fordert halt ihren Tribut. Mirj ist noch ziemlich fit. Ich persönlich würde mich gerne mit Kabelbindern am Stuhl festmachen und einen Sitzstreik beginnen. Ich sehe bei mir die ersten Verfallserscheinungen eintreten, aber „was muss, das muss“ und mit einem Lächeln geht es zurück an die Arbeit. Also ein sehr kleines Lächeln, eher so innerlich und kaum sichtbar, aber ich spüre, es muss irgendwo da sein. Ich muss gestehen, ich hatte mir das alles etwas leichter vorgestellt. Mittlerweile haben wir die ersten 120 qm fertig. Aber auch das tröstet nur wenig,

Es ist 16 Uhr. Wir kommen gut voran. Und wie die Schnecke, die auf einer laufenden Schildkröte sitzt und „Huiiiiiiii“ schreit sind wir begeistert von unserem rasanten Fortschritt. Wir haben jetzt schon fast 10 % fertig. Hammer!!! Die Hoffnung das heute noch zu beenden, schwindet zunehmend, und meine Hände sind schwielig und haben Blasen. Das Einzige was mich wirklich aufbaut: Der morgige Tag wird noch einmal genauso! Wenn wir in diesem Tempo weiterarbeiten, dann auch an jedem Tag der nächsten Woche. Juhuuu! Aber aufgeben ist halt keine Option.

Merke: „Es kommt irgendwie doch auf die Größe an“

Sven Massanneck

16.15 Uhr. Giovanni fährt vom Hof und wir winken ihm freundlich zu. Wir schauen uns an und ohne Worte können wir gegenseitig die Gedanken lesen. So einen Traktor bräuchten wir auch! Gut, dann könnten wir halt ganz toll im Garten rumfahren, aber mit der Renovierung wäre dann zunächst Schluss, weil das Geld dann weg wäre. Trotzdem, irgendwie eine sinnvolle Investition… 🙂 Aber anscheinend hat sich der gute Giovanni das Trauerspiel von seinem Hof angesehen und sich wahrscheinlich gedacht: „Das kann ich mir beim bestem Willen nicht länger ansehen!“ Wir vermuten, unser Anblick hat ihm höchstwahrscheinlich mehr körperlichen Qualen bereitet als uns und so ist er dann auch tatsächlich zu uns rübergefahren. So ganz genau verstanden haben wir zwar nicht, was er uns zugerufen hat – aber wie es sich gehört, haben wir freundlich genickt und „si, si“ gesagt. Anscheinend war dies auch die richtige Antwort, denn er startete seinen Traktor mit seinem Fräsen-Aufsatz und hilft uns kurzerhand mit den restlichen 90%. Die hätten wir zwar auch locker hinbekommen, aber irgendwie ist es doch ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wenn es darauf ankommt, man nur 40-mal langsamer als ein Traktor ist. Das beflügelt uns und zwar richtig.

17.00 Uhr. Unser Tagwerk ist vollbracht. Hat doch noch ganz gut geklappt, auch wenn Giovanni ein klitzekleines bisschen geholfen hat. Sind wir zumindest mit dem Rechen heute fertig geworden. Jetzt kümmern wir uns noch ganz schnell um die Bewässerung und sähen aus … aber das ist eine andere Geschichte… Fortsetzung folgt morgen oder so… 🙂

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